Ausstellung über Anschläge wie beim Oktoberfest und am OEZ

NS-Dokuzentrum beleuchtet mit Ausstellung Rechtsterrorismus von 1945 bis heute

Rechtsextreme Gewalt ist eine anhaltende Bedrohung in Deutschland und weltweit. Die neue Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum bietet darauf eine besondere Perspektive. Sie widmet sich nicht nur den Täter*innen und ihren Taten, sondern auch den Folgen, die rechtsextreme Gewalt für die Betroffenen hat.

Einsatzkräfte bei der Bergung der Toten nach dem Terroranschlag auf dem Münchner Oktoberfest 1980
© picture alliance / dpa / Frank Leonhardt
Bergung der Toten nach dem Terroranschlag auf dem Oktoberfest, München, 26./27. September 1980

Ausstellung rückt die Betroffenen in den Fokus

Rechtsterrorismus ist keine temporäre und lokale Erscheinung, sondern ein dauerhaft aktuelles Thema und ein ständiger Begleiter der deutschen und internationalen Geschichte. In der Ausstellung „Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung“ setzt sich das NS-Dokumentationszentrum mit dem rechten Terror von 1945 bis heute auseinander.

Anhand konkreter Beispiele – darunter das Oktoberfestattentat (1980) und der Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum (2016) – wird die anhaltende rechtsterroristische Bedrohung sichtbar gemacht. Das Besondere: Die Ausstellung nimmt immer wieder die Perspektive der Betroffenen in den Blick – Trauer um die Toten und Verletzten, Traumata und der leidvolle Kampf um Anerkennung des Erlittenen.

Die verschiedenen Ausprägungen des Rechtsterrorismus

Bilder von Opfern des NSU neben einer türkischen und einer deutschen Flagge
© Alessandra Schellnegger/ Süddeutsche Zeitung Photo
Gedenkveranstaltung für Habil Kılıç ermordet am 29. August 2001 vom NSU, in München, 2013

Die Ausstellung ist nicht chronologisch gestaltet, sondern thematisch in vier Kapitel unterteilt:

  • Vigilantismus – Feindschaft mit dem Staat:
    Der Terror zielt darauf, den demokratischen Staat zu schwächen. Die Rechtsterrorist*innen glauben, dass die Politik die Interessen des eigenen „Volkes“ nicht oder nicht mehr vertritt und greifen deshalb Politiker*innen oder Behörden gezielt an. Ziel ist es, im öffentlichen Raum ein Gefühl der Unsicherheit herzustellen, um die bestehende Ordnung zu destabilisieren und einen Rechtsruck zu bewirken. Ein Beispiel ist das Oktoberfestattentat von 1980.
  • Revanchismus – Wut der Unterlegenen:
    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs richtete sich rechter Terror gegen die alliierte Militärverwaltung in Deutschland. Auch Angehörige der Besatzungsmächte und US-Kasernen sowie Vertreter*innen des demokratischen Deutschlands, Spruchkammern sowie die Grenzanlagen zwischen Ost- und Westdeutschland wurden angegriffen. Die Terrorist*innen versuchten, einen Aufbruch Westdeutschlands in die demokratische Zukunft zu verhindern.
  • Rassismus – Gewalt gegen Vielfalt:
    Rechtsterrorist*innen bedrohen Menschen, die sie in ihrer rassistisch-völkischen Weltsicht als „nicht zugehörig“ ansehen, massiv mit Gewalt. Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion ausgegrenzt, verfolgt oder gar getötet. Für diese Menschen wird die menschenverachtende Ideologie eine zentrale Gefahr in allen Lebensbereichen. Beispiele sind die Aufdeckung des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ NSU (2011) sowie der Anschlag am Münchner OEZ (2016).
  • Antisemitismus – Hass auf Jüdinnen*Juden:
    Antisemit*innen zielen darauf ab, jüdisches Leben zu diffamieren, auszugrenzen oder gar auszulöschen. Der Hass auf Jüdinnen*Juden, ihre Einrichtungen und auf den Staat Israel wird in den letzten Jahrzehnten zunehmend auch auf Onlineplattformen und in den sozialen Medien verbreitet und radikalisiert. Aber auch die tätlichen Angriffe nehmen zu. Sie gipfelten 2019 in dem Versuch, die jüdische Gemeinde in Halle auszulöschen, die an Jom Kippur, dem höchsten religiösen Feiertag, in der Synagoge versammelt war.

Es braucht weitere Aufklärung

Graffiti in Gedenken an die Opfer des OEZ-Attentats an einem Brückenpfeiler
© NS-Dokumentationszentrum München/ Foto: Connolly Weber Photography
Graffiti München OEZ erinnern! unter der Brudermühlbrücke München, 2024

Rechtsterroristische Gewalt richtet sich gegen einzelne Personen oder Bevölkerungsgruppen, letztlich aber auch gegen die Gesellschaft als Gesamtheit. Rechtsterrorist*innen planen und begehen ihre Angriffe, Anschläge und Morde mit der Absicht, Staat und Gesellschaft zu schwächen und ein Klima der Angst zu erzeugen. Deshalb bedroht der Rechtsterrorismus auch die Demokratie insgesamt und bringt den gesellschaftlichen Frieden in reale Gefahr.

Doch weder der Staat noch die Gesellschaft sind machtlos. Bedrohungspotentiale müssen deutlich gemacht, individuelle Handlungsoptionen noch stärker thematisiert werden. Denn jede und jeder Einzelne kann sich gegen rechtsradikale, menschenverachtende und rassistische Äußerungen stellen, kann sie zurückweisen, sich an der Aufklärung beteiligen und sich mit den Opfern solidarisieren.

In Kooperation mit dem Kulturreferat und den Museen

Dieser Beitrag über die Münchner Museen wird vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München gefördert und ist in Kooperation mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern konzipiert worden. Die Inhalte wurden zwischen den beteiligten Museen und muenchen.de, dem offiziellen Stadtportal, abgestimmt.

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